Rede CSD Stuttgart

Komplette Rede am Stuttgart Pride (27.07.204)

Hallo Stuttgart,

wow was eine Demo! Willkommen bei der Kundgebung zum Stuttgart Pride.

Ich stehe heute hier, weil wir die trans Communtiy, am 12 April endlich feiern durften. Das lange ersehnte und längst überfällige Selbstbestimmungsgesetz wurde beschlossen und löst nach über 40 Jahren endlich das Transsexuellengesetz ab.

Danke hier an alle Ünterstützer*innen in der gesamten queeren Community und ebenfalls ein Danke an das Standesamt Stuttgart die sich super viel Mühe gegeben habe und auch immer noch geben, dass für euch zum 1.8 alles startklar ist.

Doch sind wir zu 100% Selbstbestimmt auf unserem Weg?

Aus meiner Sicht – NEIN

Denn um geschlechtsangleichende medizinische Maßnahmen ergreifen zu können müssen wir in Zwangstherapie – Dieser Zwang zu einer Psychotherapie hat Folgen wie:

  • Nicht Verbeamtung
  • Keine Berufsunfähigkeitsversicherung
  • Oder keine oder nur eine sehr teure Lebensversicherung

Wir müssen zu einer Abschaffung dieser Zwangstherapie hin zu einem Informed Consend Modell kommen. Dies ist in anderen Ländern schon so umgesetzt und funktioniert!

Also geht unser Kampf hier weiter! Einer der vielen Kämpfe die wir führen.

Der Kampf, den ich mittlerweile aber echt am lästigsten finde, ist, dass sich jetzt schon das 5te Mal hier stehe und Rede und ich immer wieder dasselbe sagen muss und die letzten Monate gezeigt haben, wie wichtig es ist.

Wir die unterschiedlichen marginalisierten Gruppen und da spreche ich nicht nur von der trans Community sondern auch von anderen Gruppen wollen dass ihr uns endlich zuhört!

Wir wollen nicht mehr bei euch anbiedern, dass ihr uns doch gernhabt und doch bitte bitte Räume für uns öffnet und uns eine Stimme gebt!

Wir wollen, dass ihr uns endlich zuhört, wenn wir von strukturellen Problemen reden und dass ihr euch dann eben nicht persönlich angegriffen fühlt, weil ihr das in eurem Umfeld ja nicht so wahrnehmt – Ich rede nicht von dir als Person, sondern von diskriminierenden, patriarchalen, misogynen Strukturen die andere ausschließt und diskriminiert statt inkludiert.

Wir, die die Privilegiert sind und da zähle ich mich als gelesenen weißen cis Mann dazu, müssen endlich lernen, dass wir, wenn es wichtig ist, einen Schritt zurücktreten und anderen den Raum geben um sichtbar zu werden.

Denn wir sind dann Teil des Problems. Des Problems des nicht zuhören, des nicht verstehen wollen oder können, da möchte ich mir kein Urteil bilden.

Für viele von uns ist jeder Gang vor die Haustür ein Spießrutenlauf aus angestarrt und im schlimmsten fall angegriffen werden. Dem Schwulen Weißen Cis Mann – der mit der Ehe für Alle auch noch das letzte bekommen hat, was ihn an das hetero-normative-System anpasst eher selten.

Doch Überraschung, ihr seid auch am Arsch, wenn die AfD mehr und mehr an Einfluss gewinnt, denn die AfD ist gegen die Ehe für Alle und sie hat am 11.6 (spanendes Datum im Übrigen 11.6.1994) einen Antrag in den Bundestag eingebracht der folgendes fordert:

  • Die Bundesregierung soll Abstand vom Aktionsplan für Akzeptanz und Schutz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt nehmen und keine der vorgeschlagenen Maßnahmen umsetzen.
  • Abschaffung des Amts des Beauftragten für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt (Queer-Beauftragten)
  • jeglicher Form von „LSBTIQ*“-Propaganda, die sich an Kinder und Jugendliche richtet, die Finanzierung zu streichen

Oder im Wahlprogramm der AfD Sachen in dem gefordert wird, dass:

  • Medizinische Maßnahmen bei trans Kindern und Jugendlichen einzustellen sind
  • Alle Gleichstellungsbeauftragte abgeschafft werden. Dies hat nicht nur Folgen für die LGBTQ Community
  • Lager gebaut werden, in denen Menschen die Abgeschoben werden sollen nach Religion getrennt eingesperrt werden. Klingt sehr nach 1933

Diese Forderungen gehen Hand in Hand mit Gesetzen die es Bereits in Ländern wie Polen, Ungarn und Russland gibt.

Und wir reden immer über die homo- und transfeindliche AfD, aber was ich beim Wahlcheck des Stuttgart Pride von Seiten der CDU hören musste, war nicht viel besser. Denn auch diese Dame wiederholte den Populismus, der hier gegen trans Personen insbesondere trans Frauen immer wieder verwendet wird.

Wie das Märchen der gefährlichen trans Frau auf der Damentoilette oder dass es nur zwei Geschlechter gibt.

Ja auch die CDU/CSU ist in Teilen trans- und homofeindlich. Das zeigt auch ihre Position zum SBGG. 

Und was aus diesen ganzen Worten von der AfD werden sind Taten. Hier mal ein kleiner Auszug was in den letzten Monaten so passiert ist an transfeindlichen Angegriffen:

  • Im Dezember 2023 Trans Frau Marie Luisa (aus unserer Stuttgarter Community) auf dem Heimweg zusammengeschlagen
  • 3. Januar 2024 Transfeindliche Attacke in Berlin – Opfer eine trans Frau
  • 2. Mai trans Frau in Berlin mit Gürtel gegen Kopf geschlagen
  • 13. Mai trans Personen in Bremer Straßenbahn beleidigt
  • 30 Mai trans Frau in Berlin von zwei Männern angegriffen
  • 16. Juni in Berlin wird ein trans Mann beleidigt und bedroht
  • 18. Juni 3 Männer attackieren junge trans Frauen in Köln
  • 1. Juli trans Personen transfeindlich beleidigt und bespuckt
  • 6. Juli trans Frau wird mit Reizgas angegriffen

Ich kann mich nur wiederholen – hört endlich hin, was wir zu sagen haben! Wenn ihr es jetzt nicht tut und wir endlich zusammenstehen und gegen unseren größten Feind die Rechten Parteien und Gruppierungen kämpfen, geht es uns bald allen an den Kragen.

Und kommt dann nicht damit, dass ihr das ja nicht hab kommen sehen! Wir haben lange genug gemahnt, aber man hört uns ja nicht zu, weil doch alles gut ist. Ja verdammt für Euch aber nicht für trans Personen, nicht für Menschen mit Behinderung oder People of Color die dann, wenn sie queer sind auch noch unter Mehrfachdiskriminierung leiden.

Hört endlich auf beleidigt zu sein, wenn man euch mit der Nase auf die strukturellen Probleme stößt. Wir müssen Teil der Lösung sein und nicht das Problem.

Werdet euch eurer Privilegien bewusst und öffnet mit diesem Bewusstsein Räume für die Menschengruppen, die diese Räume mehr brauchen als ihr! 

Denn der Versuch bestehende Machtpositionen zu erhalten, schadet der Community. Es lenkt ab von den Kämpfen, die wir eigentlich führen müssen und darf nicht darin enden, dass die, die sich in ihrer Position bedroht fühlen, aufmachen, die zu zerstören, die auf die Probleme aufmerksam machen und Räume für die marginalisierten Gruppen öffnen wollen.

Das ist und war nie Zielführend!

Wie bereits erwähnt ist es wichtig, dass privilegierte Gruppen, wenn notwendig einen Schritt zurück machen, dass andere Gruppen sichtbar und deren Bedürfnisse gehört werden können. Das ist das, was Zielführend ist.

Meine Hoffnung ist, dass ich die ein oder andere Person irgendwie erreichen könnte mit meinen Worten. Über das nachzudenken was ist uns was auf uns queere Community zukommen kann um mit diesen neuen Erkenntnissen aktiv wird. Als Verbündete*r für die Menschen, die keine Stimme haben!

Einen Punkt habe ich noch der direkt an Politiker*innen gewendet ist.

Free Maya – eine nicht binäre Person die Verfassungswidrig nach Ungarn ausgeliefert wurde – Meine Aufforderung ist hier, dass die Politik endlich aktiv wird und Maja zurückholt!

Queere Rechte sind Menschenrechte. Lasst uns also endlich als Community gemeinsam für diese Rechte einstehen, denn sie können uns schneller als wir denken genommen werden!